Die grundlegende bauliche Umgestaltung des Schomergutes - Die Ära Eisner

Noch heute liest man am Haupteingang des Wohngebäudes die Inschrift "18 C. Eisner 79". Sie steht für den Namen "Friedrich Carl Eisner". Der Familie Eisner verdanken wir die heutige Gestalt des Gutes in Form eines rechtwinkligen Vier-Seiten-Hofes. Die Bauausführung erfolgte in den Jahren 1879 bis 1885. Nur die nördlich gelegene Scheune ist älteren Ursprungs.

Die fast hundertjährige Ära Eisner begann nach unseren Recherchen in Jahre 1834, als Frau Johanna Sophie verehelichte Eisner infolge eines Erbausgleiches das Vorwerk von Friedrich August Hofmann erbte. Im Januar 1859 wurde die aus der Zeit von Donat Schomer stammende Dienstbarkeit, die eine alljährliche Abgabe eines Scheffels Korns an den Gotteskasten vorsah, durch die Zahlung von 75 Thalern abgelöst. Jeder der drei Begünstigten erhielt jetzt die alljährlichen Zinsen für das anteilige Kapital von 25 Thalern.

Frau Johanna Sophie Eisner verkaufte das Vorwerk im September 1859 für 2000 Thaler an ihren Mann, Friedrich Carl Eisner. Durch den Gutsbesitzer Oskar Reinhard Seyfert aus Dorna wurden uns drei Geschichten aus damaliger Zeit überliefert. Wir haben sie seiner Chronik über Dorna entnommen. So wird berichtet, dass unter Friedrich Carl Eisner die Wirtschaft des Schomergutes in guter Ordnung war. Er lies von Döbener Häuslern zum Kartoffelstecken am Galgenberge Wald ausroden, fuhr deren Mist darauf, nicht zu dünn, und hatte dann immer schöne Getreideernten. In Jägers Restaurant wurde einmal über seine große Nase gelästert, er sagte trocken: "Als die Nasen verteilt wurden habe ich eine große ausgesucht, denn die anderen, das waren lauter R... !" (Rotznasen). Über die Auenwiese am Muldeufer, die vor dem Bahnbau durch Rohrwasser feucht gehalten wurde ritten gern Grimmaer Reiter. Einmal kam Friedrich Carl Eisner dazu, als ein Offizier schöne Kreise und Achten ritt. Durch grobe Zurufe gereizt ritt derselbe auf Eisner zu und schnauzte ihn an: Sie scheinen gar nicht zu wissen wer ich bin! Ich bin der Herr von Sandersleben! Aber Eisner fürchtete sich nicht und schrie erbost zurück: "Und wissen Sie denn, wer ich bin? Ich bin der Herr vom Schomerberge, die Wiese ist mein!" Dabei spielte der Wind lustig mit dem zerrissenen Deckel seiner schwarzseidenen Schildmütze.

Der Neubau des Wohngebäudes erfolgte durch Friedrich Carl Eisner, der großzügiger projektieren ließ und bescheidener baute. So ist die Anzahl der Fenster doch deutlich geringer ausgefallen, als in der damaligen Bauzeichnung ersichtlich. Schaut man sich den heutigen Dachstuhl des Wohngebäudes an, so erkennt man, daß Baumaterialien des oder der Vorgebäude verwendet wurden. Auffällig sind Dachbalken, die mit der Axt und nicht mit einem Sägewerk gefertigt wurden.

Im Jahre 1880 verkaufte Friedrich Carl Eisner das Gut für 12.000,00 Mark an seinen Sohn, den Ökonomen Julius Hermann Eisner. Der Neubau des Wirtschaftsgebäudes und der des Seitengebäudes erfolgte erst durch ihn. Für den Neubau der Gebäude wurden erattische Felsblöcke (Porphyre) zerkleinert und verwendet, die in der Nähe des Gutes gelegen haben.

Im Jahre 1900 erhält das Schomergut die Kennzeichnung Nerchauer Straße 13.

Die Wasserversorgung erfolgte ab 1912 über ein kleines technisches Meisterwerk. Ein sogenannter Widder, auch Stoßheber genannt, pumpte Quellwasser aus dem Borngrund zum Wohngebäude. Die notwendige Druck-Energie wurde ausschließlich aus der Fließkraft des Wassers gewonnen. Dieser Widder war noch bis in die vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts funktionsfähig.

Der Landwirt Hermann Otto Eisner wurde im Jahre 1913 grundbuchmäßiger Eigentümer des Schomergutes. Er begann ab dem Jahre 1931 mit der Zersiedlung des gesamten Areals, welches noch zur Jahrhundertwende nur aus dem Vorwerk bestand. So sind die zahlreichen Teilungen der Flurstücke 1947 und 1952 und unzählige Grunddienstbarkeiten, die infolge der Teilungen auf die Teilstücke übertragen wurden, noch heute umfangreiche Beschäftigung für die Stadtverwaltung Grimma und das Grundbuchamt. Nur das relativ kleine Flurstück 1953, auf welchem sich das Gut befindet, blieb bis heute ungeteilt.

Warum das Gut 1932 von Hermann Otto Eisner verkauft wurde läßt sich nicht genau herleiten. Vielleicht waren es finanzielle Probleme, da die Grundstücke mit Hypotheken belastet waren und die Ertragskraft des Gutes gering war. Überliefert ist uns, daß die damalige Frau des Gutsbesitzers für die Landwirtschaft ungeeignet war und mit "Stöckelschuhen" übers Feld lief. Die damaligen Betreiber wurden als Queckenbauern bezeichnet, da der Boden nur für den Anbau von Kartoffeln geeignet war.

Der Briefwechsel, der zum Abschluß des Veräußerungsvertrages führte, befindet sich noch in unserem Besitz.