Der Kauf des Schomergutes im Jahre 1932 - Die kurze Ära Zeiger

Im Oktober 1932 erwarb unsere Urgroßmutter Emmy Linicke das Schomergut von Herrn Hermann Otto Eisner. Sie kaufte es für Ihren Sohn den Kaufmann, Rudolf Zeiger, um Ihn in Zeiten damaliger Massenarbeitslosigkeit eine Existenz zu schaffen. Der Kaufvertrag ist noch erhalten. Der Kauf erfolgte bar und durch Schuldübernahme von Hypotheken zu Gunsten des Erbländischen Ritterschaftlichen Creditvereins zu Sachsen und privater Investoren.

Unser Großonkel bewirtschaftete das Gut nur ganze 20 Monate. Seine Schwester, unsere Großmutter Margarete Fleutmann, soll etwa ein Jahr in der Wirtschaft mitgearbeitet haben. Überliefert wurde uns, daß eines Tages alle Schweine des Hofes verschwunden waren und unsere Großmutter verzweifelt über den Hof rief "Wo sind denn meine Guschelchen!" Wahrscheinlich mochten Sie die sächsische Aussprache, sie kamen jedenfalls rasch aus allen Ecken herbeigeeilt und allen blieb umfangreicheres Suchen erspart. Rudolf Zeiger war kein Landwirt, liebte das Stadtleben und fand als Wäschereibesitzer in Leipzig eine neue berufliche Herausforderung. Seitdem war das Gut größtenteils verpachtet. Der erste Pachtvertrag sah eine Pachtdauer vom 01. Juli 1934 bis zum 30. Juni 1946 vor.

Bis zu seiner Einberufung zur Deutschen Wehrmacht erfolgte die Verwaltung des Gutes durch Rudolf Zeiger. Öfters gab es Probleme mit den damaligen Grimmaer Behörden. Insbesondere ging es um zu hohe Pachtpreise oder um die sogenannte Wertzuwachssteuer, eine frühzeitige Art der Spekulationssteuer, die auf Erschließungsverkäufe erhoben wurde, die noch vom Vorbesitzer angebahnt wurden.

Die Erschließung des Wäldchens am "Roten Berg", so genannt wegen seines wunderschönen und sehr begehrten roten Sandes, als Wochenend- und Kleingartenland wurde durch Rudolf Zeiger fortgeführt. Bereits 1937 gab es deshalb städtischen Protest. Der erste Bebauungsplan für den Schomerberg aus dem Jahre 1938 sollte diesem "wilden Treiben" ein Ende setzen, ohne Erfolg wie man heute noch sieht.

Im zweiten Kriegsjahr wurden alle Bauernhöfe der Region infolge einer Verfügung des Landrates zum Feuerschutz der Deutschen Ernte kontrolliert. Nach einer Inspektion des Schomergutes am 29. Juli 1940 wurde Walter Linicke, der zweite Mann unserer Urgroßmutter, der das Gut jetzt verwaltete, beauflagt, umgehend die maroden Elektroanlagen im Wohnhaus und in den Stallgebäuden zu erneuern.

Rudolf Zeiger, sicher der wichtigste Bezugspunkt unserer Urgroßmutter, starb im Jahre 1941 als Gefreiter fernab der Heimat auf fremder russischer Erde. In einem Schreiben vom 5. Oktober 1941 wird der Familie mitgeteilt, daß der Gefreite Rudolf Zeiger seit dem 25. September 1941 von einem Gefecht seiner Kompanie bei Tomusi, etwa 8 km südwestlich von Peterhof (Rußland) nicht zurückgekehrt ist und seitdem als vermißt gilt.